Institut für elegante Mathematik ... gruppe eM
Energiebedarfsprognose und Energiedatenmanagement
Rolf D. Brandt
BEB, Hannover
rolf.brandt@beb.de
abstract:
Die völlig neue Rollenverteilung, insbesondere über die komplette Energiebranche auf
eigenständige Unternehmen verteilt, erfordert Anpassungen bis Neuimplementierung von
IT-Lösungen. Betroffen sind insbesondere die zentralen Herzstücke im "über alle
betroffenen Unternehmen" Prozess: die "Datenarsenale", in neudeutsch "Energie Daten Management
Systeme" und die je firmeninterne aber auch insbesondere externe Kommunikation, d.h. Standards
für Geschäftsnachrichtenaustausch (Nominierungen und Co.) und EDM-Datenaustausch
(Energiedatenaustausch als Zeitreihen mindestens im Stundenraster) ja sogar
→ Messdaten-/
Prozessdatenaustausch im Minutenraster (Abb. 1).
Ohne das funktionieren die "neuen Spielregeln" nicht, das kann kein Energiebedarfs-Prognosesystem
allein. Die momentan erreichbare (bzw. je überhaupt) Prognosegüte wiederum löst
auch nicht alle Probleme, soll heißen, die nachweisbar auftretenden maximalen Fehler
überschreiten "Pönalegrenzwerte". Die durchschnittliche Fehlerrate eines
Prognosesystems ist in diesem Zusammenhang eine eigentlich nichtsbedeutende Information.
Unter dem Begriff Prognose wird in diesem Vortrag die Vorhersage des Gasbedarfes für einen
in der Zukunft liegenden Zeitraum verstanden.
Den gängigen Prognoseverfahren liegen in der
Regel Modelle zugrunde, die die zu prognostizierenden Bedarfswerte in Beziehung zu den im Modell
festgelegten Eingangsgrößen setzen wie beispielsweise zu Wetterdaten und -vorhersagen
oder Kenntnisse über das erwartete Verbrauchsverhalten bestimmter Kunden.
Grundsätzlich gilt, dass die Vorhersagegenauigkeit dieser Eingangsgrößen die
Genauigkeit der Prognose in erheblichem Maße beeinflusst, d.h. je besser die zur
Verfügung stehenden Vorhersagen der Eingangsgrößen (z.B. die Wettervorhersage),
desto geringer ist der Prognosefehler. In räumlich ausgedehnten Versorgungsgebieten
führt eine Aufteilung dieses Gebietes in einzelne, separat (mit eigenen
Eingangsgrößen) prognostizierte Regionen im allgemeinen zu einer verbesserten
Prognose des Gesamtbedarfes. Die Prognosemodelle und Ergebnisse der Veröffentlichung
→ „Vorhersage des Gasbedarfes
(Gasbedarfsprognose), DVGW, Bonn, 2001” [1] werden vorgestellt. Auf Basis von
Geschäftsprozessen bzw. firmenübergreifenden Ablaufketten (u.a. notwendige Folge der
so genannten Liberalisierung) wird der Zusammenhang mit EnergieDatenManagement-Systemen
erläutert, auf Prozessleitsysteme mit mandantenfähigen Vertragskomponenten
(SCADA & ConCADA), die wiederum auch Prognosebausteine verwenden, wird ebenso eingegangen.
Neben den klassischen Prognoseverfahren (Abb. 2) wie Trendverfahren, Vergleichsverfahren,
Hochrechnungsverfahren, Regressionsverfahren, werden auch künstliche (mehrstufige)
Neuronale Netze, simulierter Verbrauch und weitere in der Energiewirtschaft tatsächlich
verwendete Modelle kurz erläutert. Hierzu zählen z.B. Verfahren der Zeitreihenanalyse
("Box-Jenkins-Verfahren", "ARMA-Prozess" = Auto Regressive Moving Average): im wesentlichen
Kombination(-en) traditioneller Verfahren der Zeitreihenanalyse,
Grundlast-, Regressions- und
Trendanteile mit ständiger Anpassung der Modellparameter. Weiterhin die Extrapolation:
Aussagen außerhalb der vorliegenden Erfahrungswerte, z.B. Abschätzung des
Energiebedarfs bei -25°C, Langfristprognosen (z.B. Energiebedarf der nächsten 10 Jahre)
und Ausbauplanungen (z.B. Bedarf bei Extremtemperaturen - Supply, Pipeline, UGS, ...).
Wenig verwendet werden so genannte Expertensysteme, adaptive Systeme, wissensbasierte Systeme,
schon öfter Mustererkennung, bin packing Algorithmen und Prätopologien
(Abb. 3: mehrstufige Hüllenoperatoren): Teilinformation / stückweise eintreffende
Information sind verwendbar - Außentemperatur, Globalstrahlung, Wind, aktueller Zustand,
Tagestyp, Saison etc. - somit ist schrittweise immer genauere Prognose möglich und der Einfluss jedes Einzelparameters
leicht verifizierbar. Auch Konstruktionen / Modellierung über "gefühlter
Temperatur" sind untersucht worden.
Wichtig ist je eine ständige Kalibrierung (Rückkopplungen der Istwerte), auf
"Eingangsfilter" sowie "Anpassungsfilter", Automatisierungsmöglichkeiten,
Anpassungs-Algorithmen und das Schlagwort "Lastprofile"*) wird abschließend kurz
eingegangen.
*) ad "Lastprofile": als "Lemma" wird zu diesem Thema (auch auf S.92/93 in der
→ Publikation "Energiebedarfsprognose und Energiedatenmanagement, GWF Gas-Erdgas, 146 (2005) Nr. 2, 2005",
s.u.) folgendes dargelegt: ... aus der in o.a. Abbildung 3 aufgetragenen Punktwolke ist die
Nichtlinearität und das Hystereseverhalten klar erkennbar. Dies wurde auch bei der Ermittlung
der "Lastprofile" natürlich festgestellt. Eine Tatsache soll an dieser Stelle im Zusammenhang
mit Lastprofilen erwähnt werden, unabhängig von der Frage, welche Sigmoidfunktion nun
doch die richtige**) sein könnte. Die oben dargelegte Technik der online Mess- und
Prozessdatenübertragung soll auch mittlere bis kleinere Kunden für die
Gasmarktliberalisierung erschließbar machen. Für beispielsweise Haushalte ist das
hingegen immer noch unwirtschaftlich. Ein möglicher Ansatz hier liegt bekanntlich in der
Verwendung von Lastprofilen (auch "Standardlastprofile", SLP), die ja auch nichts anderes als
Prognose darstellen und auf denselben statistischen Methoden basieren. Um aber die tatsächliche
gewünschte und notwendige Vereinfachung herbeizuführen, ist noch einiges zu
überdenken. Eine hierzu nicht uninteressante Feststellung dürfte das folgende sein:
die Güte der Regression ist in fast allen Probanden im Sinne von "Energiebedarf in
Abhängigkeit von der tatsächlichen Außentemperatur des selben Tags" nicht besser,
meistens sogar echt schlechter, als die gleiche im Sinne von "Energiebedarf in Abhängigkeit
von der tatsächlichen Außentemperatur des Vortags" (das ist physikalisch eigentlich
auch klar / trivial; s.o. Hysterese / Einhüllende in Abb.3). Diese Tatsache ist im wesentlichen
völlig unabhängig von der Wahl des Sigmoids (s.u. **)), aber verschlimmert sich natürlich
nochmals, wenn man die Güte im Sinne von "Energiebedarf in Abhängigkeit von der
prognostizierten Außentemperatur" betrachtet, da der hierin enthaltene Prognosefehler noch
dazu kommt. Übersetzt bedeutet das für den Praktiker ganz provokativ das Folgende:
für Lastprofile sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden, die tägliche
Nachbearbeitung wegen der Abweichung der tatsächlichen Tagestemperatur von der am Vortag
vorhergesagten dadurch zu vermeiden, dass schlicht und ergreifend einfach nur die Temperatur des
momentanen Tages verwendet wird, um den Lastgang des nächsten, also unmittelbar folgenden,
Tages festzulegen und somit auf, wie gesagt, tägliche Nachbearbeitung aber auch Beschaffung
der Wetterprognosedaten verzichten zu können.
**) ad "richtige" Sigmoidfunktion: auch hierzu wurde deutlichst an die "praktische Vernunft"
appelliert. Die momentan für die Gaswirtschaft hinkonstruierte Funktion hat keine klassische "neutrale"
Parameterschätzmethode, der "wachstumähnliche" Zusammenhang (Energiebedarf über
Außentemperatur, logistische Kurve bzw. deren nichtsymmetrischer Repräsentant: e-Funktion,
"e" wie "elegante Mathematik") läßt sich ebenfalls physikalisch herleiten und
schlägt somit eine ganz andere Kurvenklasse vor usw. Es ist auch hier zur Vereinfachung
für die Praxis besser, eine Funktionsklasse (im Sinne einer Verteilung) zu verwenden, für
die bereits Parameterschätzmethoden (in bereits etablierter Statistik-Software) vorliegen,
d.h. neutral, unabhängig vom Institut bzw. Sachbearbeiter zu identischen Parametern des
Sigmoids führen.
Lit.:
[1] Vorhersage des Gasbedarfes (Gasbedarfsprognose): H. Bauer, R.D. Brandt, J. Jäschke,
V. Müller, M. Paulus; DVGW-Arbeitsblatt (Deutscher Verein für das Gas- und
Wasserfach), Bonn, 2001
→ (http://www.dvgw.de/fileadmin/dvgw/gas/netze/gasbedarf.pdf)
agenda:
- Datenflüsse
- Vertrags- und EnergieDatenManagement
- Gas bewegen: SCADA & ConCADA
- Was geht? Prognosemodelle, Güte, Anwendbarkeit
- Ewig Plausis und rekalibrieren
- Bündeln: Fazit
- Interessenkonflikte ?
→ Programm/PDF-Broschüre
→ gwf-Gas/Erdgas 2/2005, 146. Jahrgang 2005, ISSN 0016-4909, Oldenbourg Industrieverlag, München, p. 89-93
→ »Kopie bestellen«: baufachinformation.de [Fraunhofer IRB]
→ »coauthors«: noi [eM intern]
→ ppt-Vortrag
und Agenda: „Energiebedarfsprognose und Energiedatenmanagement“
→ Datenübertragung online, B. Falke (BEB), P. Thielke (natGAS), R.D. Brandt (BEB)
(→ maGASin 2/2004, komplette Ausgabe).
Stichworte: Online-Absteuerung (OFC | Online Flow Control), Messdatendrehscheibe,
Prozessdatendrehscheibe, Energiedatenmanagement, ConCADA, GPRS, XML, TASE.2,
Zählerfernauslesung ...
φφ
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